Tubeless am Rennrad

Seit ein paar Jahren gibt es die Möglichkeit auch am Rennrad Tubeless, also ohne Schlauch im Reifen zu fahren. Anstatt eines Schlauchs wird ein Ventil in die Felge geschraubt und eine flüssige Latexmischung (Dichtmlich) eingefüllt. Die Milch bietet Pannenschutz. Sollte man sich ein Loch in den Reifen fahren, so strömt die Milch durch das Loch nach außen, härtet aus und dichtet ab. Es kann meistens problemlos weiter gefahren werden. Außerdem ist die Gefahr von Snakebites, also dem einklemmen des Schlauchs zwischen Felge und Reifen, so wie das platzen durch Abwärme beim Bremsen gebannt. Der Rollwiderstand ist geringer und die Reifen können mit weniger Druck gefahren werden, was ein wesentlich angenehmeres Fahrgefühl beschert.

Felge, Felgenband und Reifen müssen tubeless kompatibel sein...

Ich fahre bereits seit zwei Jahren ohne Schlauch im Rennrad und bin damit sehr zufrieden. In der Zeit musste ich mich genau einmal unterwegs wegen einer Panne abholen lassen, da ich über eine Flasche gefahren war. Der Schaden am Reifen war ein ca. 3cm langer tiefer Schnitt, da kann dann die Dichtmilch auch nichts mehr ausrichten. Bei Ausfahrten welche mich weiter von daheim wegbringen, habe ich trotzdem immer noch einen Schlauch dabei, nötig war der bis jetzt aber noch nie.

Seit diesem Jahr gibt es von meinem bevorzugten Reifenhersteller endlich auch einen Rennradreifen der tubeless gefahren werden darf. Meine ersten Versuche waren ziemlich anstrengend, inzwischen habe ich das aber ganz gut im Griff. Daher möchte ich hier die Montage beschreiben, möglicherweise hilft und vereinfacht für euch euer "tubeless Erlebnis".

Notwendige Dinge:

  • Felgen und Reifen (tubeless kompatibel)
  • tubeless Ventile
  • Reifenheber in stabiler Ausführung
  • Zange
  • Dichtmilch
  • Spritze mit Schlauch zum Einfüllen der Dichtmilch
  • Felgenband

Wenn ihr die Felge bereits gefahren seid, sollte das Felgenband ersetzt werden.

Felgenband in Speichenbohrung gedehnt

Mit der Zeit leiert das Felgenband aus und dehnt sich in die Speichenbohrungen ein. Wenn ihr auf so ein Felgenband einen neuen tubeless Reifen setzt, werdet ihr niemals Druck in den Reifen bekommen. Die Luft würde beim Versuch den Reifen erstmalig aufzupumpen einfach durch die Abstände an den Bohrungen entweichen. Daher tausche ich immer das Felgenband aus und sorge dafür das die Felge innen plan ist. Das spart einiges an Frust, denn das aufziehen der Reifen auf die Felge ist kein Spass, da der Reifen sehr straff sitzen muss.

Felgenband entfernt

Das Felgenband wird also entfernt und die Felge gereinigt damit das neue Band ordentlich klebt und möglichst plan im Felgeninneren liegt.

Neues Felgenband, die Speichenbohrungen sind nicht mehr zu sehen.

Nachdem das Felgenband eingeklebt ist, wird mit einem Schraubenzieher an der Ventilbohrung das Felgenband durchstochen.

Ventilbohrung durchstechen

An dieser Stelle wird jetzt das Ventil eingesetzt aber noch nicht komplett fest geschraubt.

locker eingeschraubtes Ventil

Erst nachdem der Reifen auf der Höhe des Ventils an beiden Seiten im Felgenhorn sitzt, wird das Ventil in Richtung Radmitte gezogen und richtig festgeschraubt.

Jetzt wird die Felge einfach diagonal in den Reifen gestellt und so beide Seiten des Reifens um die Felge gestülpt

Felge im Reifen

Wir wollen aber den Reifen in der Felge haben und nicht die Felge im Reifen. Wir beginnen am Ventil, drücken dort an beiden Seiten den Reifen ins Felgenbett und ziehen das Ventil richtig an. Von dort aus beginnen wir nun eine Reifenseite mit beiden Händen mit dem Ventil als Mitte nach Außen den Reifen, über das Felgenhorn, in das Felgenbett zu hebeln. Das letzte Stück wird knifflig und einiges an Geschicklichkeit und Kraft erfordern. Ich nehme dazu drei Reifenheber, zwei um links und rechts das heraus hüpfen zu verhindern und einen "heftigen" um den Rest einzuhebeln. Ich empfehle das am Anfang lieber zu zweit zu machen, denn die tubeless Reifen sitzen wirklich sehr stramm auf der Felge.

Trick 17 mit anschleichen

Die ganze Aktion wiederholt man dann noch auf der anderen Laufradseite. Jetzt wird möglichst schnell, möglichst viel Luft in den Reifen gepumpt. Dadurch rutscht der Reifen richtig in das Felgenbett. Hier wird ein richtiger Rennkompressor (fette Standpumpe) empfohlen. Um das hineinrutschen zu erleichtern kann man jetzt etwas Seifenlauge zwischen Reifen und Felge auftragen.

Druck!!

Nach den ersten kräftigen Pumpenhüben quittiert der Reifen meistens mit einem "plopp" den richtigen Sitz in der Felge. Bei Bedarf kann man auch etwas an dem Reifen walken um ihn in die richtige Position zu bekommen.

Einfüllen der Latexmilch

Nachdem der Reifen richtig sitzt, wird die Luft wieder abgelassen und das eigentliche Ventil ausgeschraubt (vorsichtig mit einer Zange oder Spezialwerkzeug). Die Spritze kann jetzt auf das leere Ventil geschraubt und die Dichtmilch eingefüllt werden. Ich fahre mit 60-80ml pro Reifen ganz gut, kaufe aber immer große Gebinde - weil günstiger. Wichtig: Die Dichtmilch vorher schütteln!

Jetzt kann das Ventil wieder eingeschraubt und der Reifen erneut aufgepumpt werden. Bitte beachtet, dass tubeless Reifen mit wesentlich weniger Druck gefahren werden. Der maximal zulässige Druck steht auf dem Reifen drauf. Versucht es für den Anfang mit 75% des aufgedruckten Wertes.

Befüllter und aufgepumpter Reifen

Damit sich die Dichtmilch im Reifeninneren, besonders an den Seitenwänden gut verteilt wird der Reifen in der Hand mehrfach in alle Richtungen gedreht. In den ersten Tagen wird der Reifen immer wieder an Druck verlieren, mit steigender Nutzungsdauer wird das aber wesentlich dichter ... also fahren, fahren und fahren!